Poker unter Palmen

Mich hat es nach Las Palmas de Gran Canaria geschlagen. Der eigentliche Reisegrund waren Sonne, Strand und Palmen, welch freudige Überraschung, dass die Stadt auch einen Pokerroom zu bieten hatte.

Pokern in Strandnähe und mit einer ordentlichen Ladung Sonne!

Eine spanische Runde aus überwiegend spanissprechenden Herren zwischen 30 und 60 fand sich hier zusammen. Gespielt wurde 1/2 und viele kauften sich mit 100€ ein, also eine verhältnismäßig lahme Runde auf den ersten Blick – von wegen. Schon nach kurzer Zeit bemerkte ich, dass die Runde unglaublich fishy war und entsprechend oft auch Rebuys gezündet wurden. Die Regs waren passiv-harmlos und die Fishe teils zu aggro, teils aber klassische passive Opas. Meine erste Session begann swingy, ich zahlte mehrmals etwas bessere Hände aus, bald war ich für effektiv 500€ dein, konnte meine Verluste aber zwischenzeitlich mit zwei Bluffcatches ausgleichen. Doch dann verlor ich 130€ mit JJ im Preflopallin gegen AJ – durch dreifaches Board verlor ich nur zwei Drittel des 400€- Pots. Dreifach nach All-Ins zu geben war hier Metagame, jedoch wurde bei meinem Preflop-Allin für 250€ von A9 gegen KJ nur ein Board gelegt, und die Hand beendete auch meine Session mit -500€.

Genug, könnte man sich denken, doch ich habe Blut geleckt. Ein softes Game, in dem ich unkompliziert im Urlaub meinen Bonus verzocken konnte, welch Paradies! Und mein Instinkt hat sich bewahrheitet, die zweite Session lief ideal, ich wurde mehrmals auf guten Flops ausgezahlt und konnte 750€ Gewinn einstreichen. Die Hände selbst waren so langweilig, dass ich mir keine Notitzen gemacht habe.

Doch in der dritten Session bekam ich plötzlich Konkurenz im Walbecken! Zwei junge Finnen saßen beteits vor mir am Tisch und auf den ersten Blick wusste ich, dass es gegen die Beiden kein Spaziergang wird. Junge, aggressive Spieler von denen einer auch regelmäßig Soulreads auspackte. Die Jungs waren die einzigen außer mir, die verstanden haben, dass man 3-betten muss, genauso wie ich wollten die beiden im Urlaub das sehr softe spanische Game grinden. Trotzdem lief es gut und am Tisch saßen genug spanische passive Stammspieler. Umso erfreuter war ich, als beide Finnen den Tisch um ein Uhr nachts verließen, weil sie noch müde von ihrem langen Hinflug waren. Die Zeichen standen mit +200€ klar auf Gewinn, als sich folgende Hand ereignete, bei der ich vielleicht auch aus Müdigkeit geblundert habe:

HERO UTG 66 RAISE 10
HJ STACK 130 RAISE 25
SB STACK 200 CALL 
BB STACK 200 CALL 
HERO ALL IN

Na, wie findet ihr die Bluff-4-Bet?

HJ CALL 
SB CALL
BB CALL

Also ich finde die Bluff-4-Bet scheiße! Ich sage zum Dealer: „Come on, deal me a set!“, während noch keiner seine Karten aufgedeckt hat

FLOP 963

Hero: „YES, Baby, no flush please“

TURN 5 

Hero: „Please no flush!“, rufe ich, mein Puls ganz oben und das Adrenalin schießt mir in die Venen

RIVER 3

„Yes Baby“! rufe ich, doch der BB verkündet, dass er ein Full House hat. Mein Herz rutscht mir in die Hose, und der BB zeigt 53 für ein schlechteres Full House. Der HJ, der initial 3-bettet hat, zeigt ein Paar Könige, der SB muckt. Ich gewinne 700€ und bin am Allzeithoch meiner Bankroll.

Chipporn. Die dritte Session beendete ich mit +785€
Nach dem Pokern musste ich zunächst bei der Wanderung in der schönen Natur Gran Canarias auf mein Allzeithoch klarkommen.

Die vierte Session auf Palmas war break-even. Es ist schwer, sich retrospektiv an Details eines 37stündigen Grinds zu erinnern, ich weiß nur, dass ich zum Ende hin mit einem Preflopallin mit 88 gegen AQ Profit von über 250€ machte und so meine Losses in der Session chasen konnte. Ich cashte exakt die gleiche Summe aus, mit der ich mich einkaufte und ging ausschlafen und auf den Strand

In Maspalomas war der Strand noch schöner als auf Palmas

Eine Breakeven-Session fühlte sich nach Stagnation an. Am Sonntag spielte ich meine fünfte Session und an dem Tag lief auch ein großes Turnier. Dadurch waren die finnishen Regs noch beschäftigt, als ich mich ans Cashgame setzte – besser für mich! Die ersten drei Stunden war ich leicht im Plus, doch dann ging es abwärts:

Hero BU Straddle 4 A4
HJ call
CO call
Hero check
FLOP A97
HJ x
CO x
BU bet 10
HJ call
CO fold
TURN K
HJ x
Hero bet15
HJ call
RIVER A
HJ x
Hero bet35
HJ raise 260 ALL-IN

Ich calle und er hat A9. Retrospektiv klar overplayed, check back river oder bet/fold wäre angebracht.

Hero BB eff 175 QQ 
BU limp 2
SB call 2
HERO RAISE 12
BTN CALL  
SB CALL  
FLOP J105
SB X
HERO BET 15
BTN RAISE 30
SB FOLD
HERO CALL
TURN J
BU checks out of turn
Hero BET  40
BU RAISE  all-in 135
HERO CALL 
BTN shows QJ

Uff. In wenigen Minuten war ich von knapp break-even durch zwei suboptimal gespielte Händen bei -400€. Dabei ließ ich es auch für den Tag bleiben, ich wurde auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, ging schlafen und genoss meinen letzten freien Tag in Las Palmas.

Mhmmmm, Steak

Meine letzte Session startete nach bereits 30 abgegrindeten Stunden. Eine Session wie jede andere, passive Spanier, +500€ für mich und die Finnen waren früh im Bett. Doch um ein Uhr nachts wandte sich der Besitzer der Runde an uns „Big money coming. Balla balla!“ und tatsächlich setzte sich kurze Zeit später ein Wal mit 2000€ an den Tisch, der ballerte. Wie aus dem Nichts tauchten die Finnen auf und einer matchte den Stack des Wals, sodass über 6000 Euro am Tisch waren. Alles oder nichts in der letzten Session, dachte ich mir, während der Wal 500€ mit 102 gegen einen der Finnen all-in schob. Der Finne gewann souverän mit 1010.

Insgesamt verballerte der Wal 500€ an jeden Finnen. Ich habe versucht, einige Flops zu sehen, doch leider war ich die nächsten Stunden kartentot. Der Wal rettete um halb 4 seine übrigen 1000€ und auch ich hörte kurze Zeit später mit +200€ auf.

Den Namen der Location mal ganz professionell zensiert. Insgesamt +880€ in Las Palmas!
The Grind Goes On. Gesamtresultat seit Oktober 2023.

Wünsch mir Glück!